Filmplakat Inside Llewyn Davis

4/10

"Wo ist sein Skrotum!?" — Inside Llewyn Davis, 2013

Inside Llewyn Davis

Besprechung

Einst hatte er einen Partner, aber der hat sich von einer Brücke gestürzt. Nun versucht sich Llewyn Davis (Oscar Isaac) als Solo-Künstler — was aber nicht so sehr von Erfolg gekrönt ist. Das liegt nicht nur daran, dass er ein Folk-Sänger im New York des Jahres 1961 ist, sondern auch daran, dass er nicht gerade ein Publikumsmensch ist.

Llewyn schlägt sich von Gig zu Gig durch, schläft bei Bekannten, darunter auch Jean (Carey Mulligan), die nun schwanger ist. Ob es von dem verhassten Llewyn oder dem angebeteten, nahezu perfekten Jim (Justin Timberlake) ist, weiß die junge Frau nicht. Deswegen will sie es abtreiben lassen. Auf Kosten von Llewyn.

Eines Tages macht sich der schwermütige Folk-Sänger auf den Weg nach Chicago, um dort im The Gate of Horn vorzuspielen. Wenn New York ihn nicht will, vielleicht dann Chicago. Die Reise verbringt er in einem Wagen mit dem bissigen und scheinbar ständig schlafenden Roland Turner (John Goodman) und dessen rechter Hand Johnny Five (Garrett Hedlund), der nicht den Mund aufbekommt.

Meinung von

Filme der Gebrüder Coen sind nicht Jedermanns Sache. Inside Llewyn Davis wird da keine Ausnahme machen. Der Trailer sah melancholisch, aber nett aus. Der Film selber ist eher depressiv. Meine Begleitung fragte gleich nach dem Film deshalb Können wir jetzt bitte etwas Leben bejahendes sehen?. Die Figur des Llewyn ist nicht sonderlich sympathisch, sehr schwermütig und jemand im Film sagt ihm auch ins Gesicht, dass er schlicht kein Publikumsmensch sei. Von ihm ginge nichts Positives auf die Zuhörer über. Das mag auch am Musikgenre der Folk-Music liegen …

Llewyns Schwester Joy (Jeannie Serralles) mag ihn nicht, seine Bekannte Jean hasst ihn geradezu, weil er so ein Versager ist und alles, was Llewyn anfasst, zu Scheiße wird. Einzig die Gorfeins (Ethan Phillips und Robin Bartlett), ein befreundetes Ehepaar, sind dem Sänger wohlgesonnen. Sie lassen ihn gerne auf der Couch schlafen.

Llewyn hängt in einer Depri-Schleife. Im Endeffekt ist die Endszene auch die Anfangsszene. Mit ein paar Erweiterungen. Dazwischen sehen wir den jungen Sänger straucheln, immer und immer wieder. Als er nach Chicago fährt, hat er nicht nur eine sehr schräge und unangenehme Begleitung, sondern auch im Endeffekt kein Glück in der "Windy City".

Die Geschichte ist … sagen wir mal "ehrlich", sie ist gut erzählt und schön fotografiert. Aber unterm Strich muss man entweder selber deprimiert sein, um sich in den Film einfühlen zu können, oder es muss einem die Sonne so sehr aus dem Arsch scheinen, dass man über die Schwere des Films hinwegsehen kann. Die wenigen netten Witze retten den Film nicht. Das Ende ebenso nicht. Kurz vor Schluss dachte ich noch "Wie kommen sie aus der Nummer raus? Wie wollen sie die Geschichte beenden?", als das Ende auch kam. Es ist offen und absolut unbefriedigend. Wäre Llewyn von einer Brücke gesprungen — Okay. Hätte er unerwartet Erfolg gehabt — Auch gut. Aber dieses Ende war nichts.

Man muss absolut eingefleischter Coen-Brüder-Fan sein, um den Streifen zu mögen. Irgendwo las ich eine dieser Mini-Kurz-Kritiken, wonach John Goodman fast so gut sei wie in The Big Lebowski. Dem kann ich nicht zustimmen. Auch schon weil die Rolle von Goodman viel zu kurz war. Und wäre sie im Film oder nicht — es würde keinen Unterschied machen. Vorangebracht hat die Sequenz die Geschichte nicht.

Man sollte übrigens Folk-Music mögen! Es wird sehr viel davon in Inside Llewyn Davis vorgetragen. Meine Begleitung konnte es nicht ab und hat sich diverse Male die Ohren zugehalten.