Filmplakat Planet der Affen

8/10

"Ich denke die Rassentrennung ist abgeschafft?" — Planet der Affen, 1968

Planet der Affen

Besprechung

Im Jahre 1972 startete eine Raummission mit vier Astronauten. Darunter auch George Taylor (Charlton Heston). Im Weltall vergeht die Zeit anders. Rund 2000 Jahre sollen sie nach Erdenzeit gereist sein. Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt notlandet die Crew auf einem fremden Planeten im Jahr 3978, so der Bordcomputer. Nur drei der Astronauten überleben den Absturz und finden sich in einer sehr menschenfeindlichen Umgebung wieder.

Auf der Suche nach Unterkunft, Nahrung und Wasser durchstreifen Taylor, Dodge (Jeff Burton) und Landon (Robert Gunner) eine Steinwüste, bis sie in einer Oase auf menschenähnliche Wesen treffen. Diese sehen aus wie zurückgebliebene Menschen, die nicht sprechen können. Sie werden gejagt von Affen.

Affen sind hier die dominante Spezies, die Menschen zu Forschungszwecken einfangen.

Die Forscherin Dr. Zira (Kim Hunter) ist von „Blankauge“ Taylor fasziniert. Als er auch noch anfängt zu sprechen, bricht ein Weltbild zusammen. Menschen sind zu dumm zum Sprechen! Hat Dr. Zira hier ein „Missing Link“ der Evolution vor sich? Sie befreit Taylor aus dem „Tierheim“ und kann auch ihren Verlobten Cornelius (Roddy McDowall) für dieses einzigartige Exemplar der Rasse Mensch begeistern.

Wissenschaftsminister und Hüter der Religion Dr. Zaius (Maurice Evans) ist hingegen gar nicht begeistert von Taylor. Er setzt alles daran, den Mann vom anderen Planeten zum Schweigen zu bringen. Ein Mensch der spricht, intelligent ist und sich auf eine Stufe mit den Affen stellt? Gar noch darüber? Das geht nicht. Weder aus wissenschaftlicher, noch aus religiöser Sicht.

Meinung von

Planet der Affen basiert — sehr lose — auf dem gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers Pierre Boulle. Gemein ist beiden der Gedanke, dass die Affen eine intelligente Spezis sind und die Menschen dumm, unterwürfig, Tiere. Der Film ist eine einzige Kritik. Zum einen spielt der Film mit seinem Ende an den Kalten Krieg an, der Anfang der 70er noch voll im Gange war. Die Angst vor einem nuklearen Krieg, bei dem sich die Menschheit selber auslöschen würde, war omnipotent. Als Taylor am Schluss am Strand die Freiheitsstatue erblickt, wird ihm klar, dass er mit seinem Raumschiff nicht auf einem fremden Planeten notgelandet ist, sondern schon die ganze Zeit auf der Erde wandelt. Die Menschen haben sich "kaputtgebombt", daher auch die "verbotene Zone", die kein Affe betreten darf. Warum nicht? Weil es so geschrieben steht.

Dann ist Planet der Affen noch eine Kritik am Umgang mit Tieren. Der Film von Regisseur Franklin J. Schaffner dreht unser Weltbild um. Plötzlich schauen wir in einen Spiegel, sind empört darüber, wie die hoch entwickelten Affen die hilflosen Menschen zusammentreiben, Jagd auf sie machen, sie in Käfige sperren und Experimente an ihnen durchführen. Die Affen dürfen das nicht. Das ist ganz schrecklich! Aber was machen wir denn schon die ganze Zeit über? Wir sind die Monster, die Tiere misshandeln. Einziger Aspekt, der noch fehlt, wäre gewesen, wenn die Affen die Menschen gegessen hätten. Das wäre jedoch wohl zu drastisch geworden.

Schließlich kritisiert Planet der Affen noch die Gesellschaftsstruktur der Affen. In ihrer Kultur sind Wissenschaft und Religion eng miteinander verknüpft, wobei die Religion die Oberhand hat. Die Unterdrückung der Wissenschaft durch die Kirche sollte uns auch bekannt vorkommen. Die Art und Weise, wie die beiden letzten Punkte dem Zuschauer vorgeführt werden, sind so eindringlich, dass man am Ende kopfschüttelnd über diese Themen nachdenken muss. Ebenso über das Kasten-System der Affen und dessen Ungerechtigkeit. Schimpansen sind "unten", Gorillas sind die Kämpfer-Kaste und Orang Utans vereinen Politik, Wissenschaft sowie Religion unter sich. Neben Kastendenken finden wir hier auch eine Art Rassendiskriminierung wieder.

Der Film klagt also im Grunde von hinten bis vorne die damaligen (und teils auch heutigen) Missstände in der Gesellschaft an. Gibt es so was überhaupt noch heutzutage, dass ein Film gesellschaftskritisch ist? Planet der Affen ist gesellschaftskritisch und dabei unterhaltende SciFi.

Die Masken der Affen waren damals ganz weit vorne und wurden sogar mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt. Als ich den Film als kleiner Junge irgendwann einmal sah, weiß ich noch, dass ich auch zutiefst davon beeindruckt war. Schaut man ihn sich heute an, erkennt man schon gewisse Mängel — aber 1968 war das, was dort geboten wurde absolut top.

Ebenfalls eine Oscar-Nominierung erhielt Jerry Goldsmith für die Musik. Ganz ehrlich? Die geht mir tierisch auf den Keks. Es sind die für die späten 60er/ frühen 70er typischen dunklen Klavieranschläge und ein nervige Trommeln auf dem Schlagzeug. In Planet der Affen begleitet uns diese Untermalung ständig und sie stört. Aber — Hey! — das waren andere Zeiten ...

Planet der Affen lässt sich recht schleppend an. Wenn die drei überlebenden Astronauten durch die "verbotene Zone" wandern, dann würde man das heute um einiges beschleunigen. Sobald sie auf die Affen stoßen, fließt der Film jedoch in einem guten Tempo dahin.

Auch wenn ich Charlton Heston kein Stück mag oder ihm auch nur einen Funken Sympathie entgegen bringen kann, der Film ist dennoch gut. Und Planet der Affen ist, das wage ich zu behaupten, ein wichtiges Stück Filmgeschichte. Einmal sollte man den Film in seinem Leben gesehen haben. Ich wüsste gerne, was es damals für einen Aufschrei gegeben haben muss, als Heston die Schimpansen-Dame Zira küsste ...