Filmplakat 7 Psychos

8/10

"Die Spanier haben den Stierkampf. Die Franzosen haben den Käse. Und die Iren haben den Alkoholismus." — 7 Psychos, 2012

7 Psychos

Besprechung

Marty (Colin Farrell) will seit geraumer Zeit ein Drehbuch fertigstellen, das den Titel „7 Psychos“ trägt. Allerdings will er keinen Blut- und Gewalt-Film schreiben. Ja, die Geschichte soll von sieben Psychopathen handeln, aber auch ein gutes Ende haben, irgendwas mit Frieden und so. Kein Wunder, dass Marty nicht so recht vorankommen will. Nebenbei hat er auch Probleme mit seiner Freundin Kaya (Abbie Cornish) und zudem mit dem Alkohol.

Zum Glück hat er Billy (Sam Rockwell) als Kumpel. Billy hat einen sehr „interessanten“ Job. Er kidnapped Hunde und Hans (Christopher Walken) bringt die Kläffer dann wieder zurück – und sackt die Belohnung ein. Eines Tages stiehlt Billy allerdings den falschen Hund: den Seih Tau von Gangsterboss Charlie (Woody Harrelson), der ein echter Psychopath ist. Charlie will seinen Hund wiederhaben. Dafür setzt er all seine Männer auf Billy an.

Während also Charlie Jagd auf die drei Männer macht – Marty wird zufällig mit reingezogen –, kommt die Geschichte von Marty langsam voran. Allmählich bekommt er seine sieben unterschiedlichen Psychopathen zusammen. Auch mit Hilfe von Billy, der eigentlich gerne mit am Drehbuch schreiben möchte und ihm die eine oder andere Geschichte steckt. Außerdem geht momentan ein Killer in Los Angeles um, der es auf Mobster abgesehen hat und nach dem Töten für jedes Opfer eine Karo-Bube-Karte am Tatort zurücklässt.

Meinung von

Ich stehe total auf schräge, abgefahren Geschichten und mit 7 Psychos hat Regisseur und Autor Martin McDonagh nun wirklich eine verrückte Erzählung abgeliefert. Vier Jahre vor 7 Psychos schuf er bereits den ebenfalls sehr, sehr abgefahrenen Brügge sehen… und sterben? – auch damals mit Colin Farrell in der Hauptrolle.

Die titelgebenden sieben Psychoathen werden irgendwann im Film einmal durchgezählt – immerhin benötigt Marty sieben von denen. Doch es ist eine gewisse Unvereinbarkeit vorhanden, weil manche Psychos echt sind, manche aber fiktional. Einer dieser echten Psychos ist natürlich der Karo-Bube-Mörder. Aber auch der auf eine Anzeige reagierende Zachariah (Tom Waits), der Marty die Geschichte erzählt, wie er früher mit seiner Freundin durchs Land zog und Mörder ermordet hat. Bei seinem letzten Opfer, dem Zodiac-Mörder, hat er dann das weiße Kaninchen mitgenommen, das er fortan immer mit sich herumträgt und streichelt. Eine tragische Liebesgeschichte ist das. Und ein echte Psychopath.

Dann ist da noch die Geschichte vom Quäker, der sich am Mörder seiner Tochter rächt oder der Vietnamese, der in einer Priesterkluft auf eine Hure in einem Hotel trifft. Alles sehr verrückte kleine Geschichten, zusammengewoben zu einer großen Geschichte. Das läuft auch alles gut und ist witzig, bis der Film einen etwas längeren Hänger hat. Wie bei Männer, die auf Ziegen starren, kam mir auch bei 7 Psychos irgendwann der Gedanke, wie man diesen Film wohl zu einem Ende bringen sollte, das der vorhergehenden Geschichte würdig wäre. Das ist der Zeitpunkt, wenn die drei Freunde Marty, Billy und Hans vor Charlie in die Wüste fliehen. Hier droht der Streifen auseinanderzufallen. Zum Glück kann McDonagh die Story noch retten, wenn auch etwas holperig.

7 Psychos ist definitiv nichts für Otto Normalverbraucher-Kinogänger. Der Streifen lief, wenn ich mich recht erinnere, auch nicht in vielen Kinos und war entsprechend flott wieder aus den Lichtspielhäusern verschwunden. Ich hatte gar keine Chance, den auf Großleinwand zu sehen. Man muss verrückte Ideen mögen, skurrile Typen und Handlungen, dann ist man mit 7 Psychos gut bedient. Wer Brügge sehen… und sterben? mochte, wird auch diesen Film mögen. Dabei hat 7 Psychos nicht eine so deprimierende Grundstimmung, wie sein Vorgänger. Obwohl Marty ein Alkoholproblem hat, das auch als solches thematisiert wird. Etwas Ernsthaftigkeit ist also doch noch zu finden in dem Psychopathen-Film. Aber nicht viel.

Martys Problem ist, dass er ein Buch über Psychopathen schreiben will und der Kinogänger es eigentlich gewohnt ist, dass solche Streifen stets in Blut- und Ballerorgien ausarten. Doch das will er nicht. Er möchte das Unmögliche: gescheiterte, durchgeknallte, gefährliche Menschen in einer Geschichte mit einem guten, einem versöhnlichen Ende. Kein Wunder, dass er an der Aufgabe verzweifelt. Doch zum Glück hat er seine schrägen Freunde, allen voran Billy, der wirklich alles macht, um die Kreativität von Marty wieder anzukurbeln. Alles!

Ich mochte den Film und habe mich sehr gut amüsiert, denke aber, dass, wie oben erwähnt, 7 Psychos nicht Jedermanns Geschmack treffen dürfte. So bleibt es ein kleines Schätzchen von Film.