Filmplakat The Thing

6,5/10

"Ich benutze Zahnseide. Werde ich deswegen getötet?" — The Thing, 2011

The Thing

Besprechung

Eine norwegische Expeditionsmannschaft in der Antarktis macht einen besonderen Fund. Der Wissenschaftler Dr. Sander Halvorson (Ulrich Thomsen) steht deswegen eines Tages zusammen mit seinem wissenschaftlichen Assistenten Adam Finch (Eric Christian Olsen) bei der jungen Paläontologin Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) vor der Tür. Man habe ein „Konstrukt“ und eine Lebensform gefunden, man benötigt ihr Fachwissen.

So reisen die drei zusammen mit Sam Carter (Joel Edgerton), Griggs (Paul Braunstein) und Derek Jameson (Adewale Akinnuoye-Agbaje) zum Südpol. Zielort ist die Eisstation Thule.

Die Anwesenden staunen nicht schlecht, als ihnen ein Raumschiff gezeigt wird, das wohl vor über 100.000 Jahren im Eis abgestürzt sein muss. Außerdem bergen sie einen Organismus, der tiefgefroren ist. Halvorson entnimmt dem Wesen eine Gewebeprobe.

Am Abend entkommt das Wesen aus dem leicht angetauten Eisblock. Von nun an geht das Morden los. Kate findet schnell heraus, dass der außerirdische Organismus die Fähigkeit besitzt, Lebewesen zu imitieren. So gerät jeder aus der Gruppe, die hauptsächlich aus Männern, aber auch einer weiteren Frau (Kim Bubbs) besteht, in Verdacht, nicht der zu sein, der er vorgibt zu sein. Wem kann man noch trauen — während sich das unheimliche Wesen von Träger zu Träger fortpflanzt.

Meinung von

Uh, das ist ein heikles Unterfangen, das Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. und seine Crew da angegangen sind. Wer kommt auf die Idee, einen Horror-Klassiker wie John Carpenters The Thing neu aufzulegen? Wahnsinn! Eine Geschichte "danach" konnte man nicht erzählen, ein simples Remake wäre ein finanzieller Selbstmord gewesen. Also hat man sich dazu entschlossen, die Geschichte vor den Ereignissen mit Kurt Russell zu erzählen. Wie kam das Alien in den Hund — der dann 1982 die amerikanische Eisstation platt machte?

Heijningen und Schreiber Eric Heisserer sind wie Detektive an die Sache herangegangen. Immerhin musste man Dinge einbauen, die knapp 30 Jahre zuvor auf Zelluloid gebannt wurden. Stichwort: die Axt in der Tür oder der Funker mit aufgeschlitzter Kehle. Diese Elemente musste alle wieder auftauchen und diesmal erklärt werden. Dabei haben sie einen guten Job gemacht.

Der eigentliche Horror geht aber genau deswegen schon ein wenig flöten. Im 80er-Jahre-"The Thing" ließ uns Carpenter mit all diesen Fragen alleine. Was war da passiert? Nun wird das Mysterium enthüllt. Womit es kein Mysterium mehr ist. Schade.

Zudem bereitete Carpenters "Original" (eigentlich war ja Das Ding aus einer anderen Welt von 1951 das Original) deswegen so viel Gänsehaut, weil man mit der Angst spielte "Wem kann ich trauen, wer ist noch ein Mensch und wer ist Alien?". Die Thematik kommt auch in der neuen Version vor, aber nicht so bedrückend wie in den 80ern.

Ehrlich gesagt, habe ich den Kurt Russell-Streifen vor gar nicht so langer Zeit das erste Mal gesehen. Also sehr spät erst, abgebrüht durch all das CGI in den modernen Filmen. Die Masken und Animatronics der 80er-Jahre-Vorlage sind auch heute noch gruselig und verfehlen nicht ihren Zweck. Zwar wurde auch in der neuen Fassung mit vielen Animatronics und Puppen gearbeitet, echtes Feuer wurde gegenüber dem schlechten CGI-Feuer bevorzugt, aber dennoch kommt nicht der Horror auf, wie bei Carpenter. Man müht sich, schafft es allerdings nicht ganz.

Die Ufo-Szene hätte nicht sein müssen und als der Film zum Ende kam, stand mir das große "WTF?" auf der Stirn. Das sollte der Übergang zum Carpenter-Film sein? Niemals!

Man muss den Abspann abwarten. Wenn die Credits schon laufen, wird die eigentliche "Brücke" zur folgenden Geschichte gebaut. Schön mit dem unheilvollen Bass-Gezupfe unterlegt, das auch bei Carpenter die Anspannung erzeugt.

So bleibt The Thing ein ambitionierter Versuch ans Original anzuschließen, der dann jedoch nicht genug Horror aufbaut, um dem 80er-Jahre-Ding das Wasser zu reichen. Es ist zu viel Action enthalten, wenn man mich fragt. Ist eben den Sehgewohnheiten eines jüngeren, kippeligeren Publikums angepasst.

Beim Schauen des Films kommt einem der Gedanke, dass eigentlich alle, die wir da über den Bildschirm huschen sehen, am Ende tot sein werden. Leider sind sind die Macher bei der Umsetzung nicht 100%-ig diesen Weg gegangen.

Wir schauen mal, wie der Stoff in 30 Jahren umgesetzt wird. Schreiber Eric Heisserer meinte im Making Of eigentlich recht stimmungsvoll:

Wenn man nicht alle 20, 30 Jahre so eine Geschichte neu aufgreift, vergessen wir als Publikum diese spezielle Art des Horrorgenres.

Also: 2042 dann der vierte Aufguss? Oder schon früher?