Filmplakat The Girl with All the Gifts

8/10

"Don't play with anybody that looks dead." — The Girl with All the Gifts, 2016

The Girl with All the Gifts

Besprechung

Melanie (Sennia Nanua) ist ein nettes Mädchen. Sie mag Katzen und ist zu jedem freundlich. Und das trotz der Tatsache, dass sie in einem unterirdischen Bunker eingesperrt ist und die Soldaten Angst vor ihr haben. Melanie wird, wie noch andere Kinder, von Helen Justineau (Gemma Arterton) unterrichtet. Melanie mag Miss Justineau – und die mag wiederum das intelligente, freundliche Mädchen.

Allerdings sind die Kinder alles so genannte „Hungries“ – eine Art Zombies. Nur eben intelligent und selbstreflektierend. Während also die Kinder unterrichtet werden, tobt vor den Toren der Airforce Base, auf der sich der Bunker befindet, ein Krieg. Unzählige geistlose Hungries riechen das Menschenfleisch und wollen die Zäune durchbrechen. Sergeant Eddie Parks (Paddy Considine) tut sein Bestes, die Stellung zu halten. Ebenfalls ihr Bestes gibt Dr. Caroline Caldwell (Glenn Close), die aus den Kindern in der Station ein Heilmittel extrahieren will.

Dann schaffen es die Zombies doch noch die Zäune zu durchbrechen und nur eine Hand voll Menschen kann von der Basis unverletzt fliehen – Menschen wie Miss Justineau, Dr. Caldwell, Sgt. Parks, der Soldat Kieran Gallagher (Fisayo Akinade) – und ein hungrigeres Mädchen namens Melanie …

Meinung von

Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass ich ja eigentlich keine Zombie-Filme mag. Die Faszination der Menschen an diesen Wesen bleibt mir verborgen. Dennoch gibt es immer mal interessante, neue Ansätze von "lebenden Toten". Auf dem letzten Fantasy Filmfest sah ich Maggie und war begeistert. The Girls with all the Gifts ist ebenfalls beeindruckend.

Kein Virus, kein Voodoo, sondern ein Pilz ist an der Veränderung der Menschen Schuld. Dieser Pilz setzt sich im Hirn fest und macht aus den Befallenen blutdürstige, tumbe Wesen, die immer auf der Suche nach Menschenfleisch sind – und verdammt schnell laufen können. Die "Zombies" sehen aus wie Leute, die morgens in ihre Schüssel mit Porridge gefallen sind, nicht wie sonst mit halbverwesten Gesichtern o.ä. Das macht den Film schon mal "angenehmer".

Regisseur Colm McCarthy hat sich bisher mehr in der britischen TV-Szene rumgetrieben, mit The Girl with all the Gifts seinen zweiten Spielfilm abgeliefert. Das hat er gut gemacht. Er zeichnet alle Charakter vernünftig und glaubwürdig. Da ist die nette Lehrerin, der skeptische und zunächst bärbeißige Militärmann und die skrupellose Wissenschaftlerin. Alle Schauspieler machen ihren Job hervorragend. Allerdings stiehlt die junge Sennia Nanua den Erwachsenen die Show.

Die junge Frau ist entweder in einem Rollstuhl festgeschnallt, an etwas festgebunden oder sie hat eine Maske auf, die verhindern soll, dass, sollte ihre Lust auf Menschenfleisch durchbrechen, sie diese auch auslebt. So eingeschränkt wie sie ist, zeigt sie doch sehr viel Emotionen. Sie versteht nicht, was sie ist, wieso sie anders ist als die Menschen, die sie tagtäglich umgeben. Sie weiß aber um ihre Blutgier und versucht sie zu kontrollieren, Andere zu warnen.

Dr. Caldwell erklärt später, woher Melanie kommt. Daher, woher alle Babys kommen. Nur, dass sich Melanie und die anderen Kinder ihren Weg nach draußen gefressen haben ... Diese Kinder sind etwas Besonderes. Sie sind die zweite Generation von Pilzbefallenen.

Melanie ist ein unglaublich nettes Mädchen, aufgeweckt, wissbegierig, intelligent und zuvorkommend. Sie ist kein Monster. Sie kann nichts dafür was sie ist. Sie möchte niemandem schaden, wenn, dann ist das ihre Natur. Die kann sie nicht leugnen. Das sieht Dr. Caldwell anders. Für sie ist das Mädchen nur ein Testobjekt, ein Ding. Kein Wunder, dass es zwischen dem Doktor und der Lehrerin zu Spannungen kommt.

The Girl with all the Gifts hat wenige Splatter-Elemente, wenig Ekelfaktor und kaum Schock-Momente. Auch das hebt den Film von anderen Zombie-Filmen ab. Der Film hat mehr etwas von Drama als von Horror.

Verwirrt war ich, als Melanie am Ende des Films etwas macht, was sie eigentlich nicht hätte machen sollen. Etwas, das das Leben für Miss Justineau grundlegend verändern soll. Sehr verwirrt war ich. Erst im Nachhinein wird einem bewusst, wieso Melanie so gehandelt hat: aus Liebe. Auch wenn Miss Justineau darunter leiden muss. Das sagt auch die Träne, die Gemma Arterton am Ende vergießt.

Eine sehr interessante Herangehensweise an das Zombie-Thema. Spannend und vor allem sehr professionell umgesetzt mit guten bis exzellenten Schauspielern. Gemma Arterton scheint es zu mögen, in Filmen aufzutreten, die ein bekanntes Horror-Motiv aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich erinnere mich hier an Byzantium.