Besprechung
Sheriff John T. Chance (John Wayne) buchtet einen kaltblütigen Mörder namens Joe Burdette (Claude Akins) ein. Das sorgt für viel Ärger, da sein Bruder Nathan Burdette (John Russell) alles daran setzt, seinen Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Unterstützung erhält der Sheriff von seiner einstigen rechten Hand Dude (Dean Martin), der nach einer Frauengeschichte an der Flasche hängt und vom hinkenden, alten Stumpy (Walter Brennan).
Kaufmann Pat Wheeler (Ward Bond) will mehr Unterstützung für den Sheriff mobilisieren, doch Chance lehnt ab. Jeder, der ihm im Kampf gegen Burdette hilft, begibt sich in ernste Gefahr. Als Wheeler umgebracht wird, tritt der junge Colorado (Ricky Nelson) den Dienst bei Chance an. Wheeler war sein Boss.
Und wäre es nicht schon schlimm genug, dass Burdette ständig Revolverhelden schickt, die Chance umbringen sollen, hat der Sheriff auch noch an einer anderen Front zu kämpfen: Mit der letzten Postkutsche ist die attraktive Feathers (Angie Dickinson) in der kleinen Stadt angekommen und verdreht Chance den Kopf.
Meinung von Nils
Regie-Legende Howard Hawks hat wiederholt mit Western-Ikone John Wayne zusammengearbeitet. Rio Bravo sollte nach Red River ihre zweite Kooperation sein. Der Film bedient nicht nur die Western-Fans, sondern auch diejenigen, die über einen guten Witz lachen können. Vor allem die Figur des Stumpy sorgt immer wieder für einen Lacher. Er ist der schräge Kauz, der dem großen Sheriff aus der zweiten Reihe hilft.
Neben John Wayne ist Sänger und Schmalztolle Dean Martin zu sehen. Während Wayne routiniert seine Rolle des guten Gesetzeshüters ablegt, spielt der sonst so glatte Martin einen Säufer. Gut, in seinen anderen Filmen hat Martin auch so manches Mal ein Glas mit Alkohol in der Hand, in der anderen aber eine Zigarette und dazu trägt er normalerweise einen Smoking. In Rio Bravo ist er ein heruntergekommener Alkoholiker. Er ist so tief gesunken, dass er nur durch die Hintertür einen Saloon betreten kann und für einen Dollar auch bereit ist, in einen Spuknapf zu greifen. Später wird er einen Entzug erleben — inklusive Übelkeit und zitternden Händen.
Sheriff Chance bringt Dude nicht nur von der Flasche weg, sondern auch wieder etwas Selbstachtung bei. Dabei hilft er einem Freund und einem notwendigen Helfer. Denn Chance braucht jede Unterstützung, da Burdette ständig neue Angreifer schickt.
Wir sehen zum einen den Kampf von Dude mit sich selber, zum anderen die Bedrohung durch Burdettes Leute. Das Sheriff-Büro wird zur Festung und zum Gefängnis zugleich. Das ist alles spannend, wird aber durch die oben erwähnten Einlagen von Stumpy aufgelockert.
Die Nebengeschichte mit Feathers wirkt sehr konstruiert. Man brauchte einfach eine Liebesaffäre. Also ließ man eine schöne, verzweifelte, aber dennoch sehr selbständige Frau in der Stadt von Sheriff Chance stranden. Sie verliebt sich schnell in den wortkargen Gesetzeshüter, er braucht etwas, bis er kapiert, was er für die Frau empfindet. Aber mal ehrlich: Chance kämpft Tag und Nacht gegen eine mögliche Invasion von Bösewichten, liefert sich Schießereien mit denen und dann nebenbei noch eine Liebelei? Ne, das ist zu gewollt. Man musste wohl damals eine Liebesgeschichte haben, also warum nicht so eine?
Kommen wir zu Ricky Nelson. Der Teeny-Schwarm hatte gerade zwei Jahre zuvor seine erste Single rausgebracht gehabt. Nun war es an der Zeit, ihn auch ins Filmgeschäft zu bringen und hier einen müden Dollar zu verdienen. Zwar hatte er zuvor schon zwei nicht erwähnenswerte Rollen gehabt, doch Rio Bravo sollte sein erster großer Film sein. Und wozu? Damit er steif und mit hochgeschlagenem Kragen durch den Staub der kleinen Stadt watscheln konnte. Ein Schauspieler war das nicht. Und natürlich musste er ein Lied zum Besten geben – wie Dean Martin übrigens auch. Das sind Einlagen, die ganz typisch für die damalige Zeit waren – aus heutiger Sicht aber extrem unnütz und störend wirken. Hier sollte nur noch etwas Extrageld gemacht werden. In einem Western singen … Ich glaub jetzt hakt’s.
Rio Bravo ist einer der Filme, mit denen ich aufgewachsen bin. Den habe ich als kleiner Junge sehr oft gesehen – meinem Vater sei dank. Und es ist ein guter Film (von den Gesangseinlagen abgesehen).