Filmplakat Crazy, Stupid, Love.

8,5/10

"Ich will dich meiner Ex-Frau zeigen und sie total eifersüchtig machen." — Crazy, Stupid, Love., 2011

Crazy, Stupid, Love.

Besprechung

Nach beinahe 25 Jahren Ehe will Emily Weaver (Julianne Moore) die Scheidung. Cal Weaver (Steve Carell) nimmt’s nicht gut auf, zieht aber schnell aus. Fortan hockt er in einer Bar und erzählt jedem, der es nicht hören will, wie ihn seine Frau mit David Lindhagen (Kevin Bacon) betrogen hat.

Da Cal das wirklich jedem erzählt, wird der Frauenschwarm und -aufreißer Jacob Palmer (Ryan Gosling) auf Cal aufmerksam. Er will ihn aus dessen Misere befreien, er will Cal wieder beibringen, was es heißt ein Mann zu sein. So wird Cal der „Auszubildende“ von Jacob in Sachen Frauen anbaggern und abschleppen.

Liebe ist scheiße, das weiß auch der 13-jährige Sohn Robbie Weaver (Jonah Bobo), der in seinen 17-jährigen Babysitter Jessica (Analeigh Tipton) verliebt ist, die wiederum in Cal verknallt ist.

Um das Liebesringelrein zu komplettieren, haben wir noch die Rechtsanwaltsgehilfin Hannah (Emma Stone), die auf den Richtigen wartet, dabei über Jacob stolpert, den sie jedoch zunächst abblitzen lässt.

In all diesen Verwirrungen erkennt Cal, dass er seine Emily immer noch liebt.

Meinung von

Schon wieder eine RomCom? Och nöö. Aber Crazy, Stupid, Love. wurde immer wieder hoch gelobt, also habe ich ihn mir angeschaut — und bin begeistert. Was für ein schöner Film.

Crazy, Stupid, Love. ist schon deswegen nicht die übliche RomCom, weil die Protagonisten, um die es hauptsächlich geht, a.) schon verheiratet sind/waren und Kinder haben, sowie b.) über 40 sind. Das ist nicht die schmalzige und doch komödiantische Liebe, das ist eine reifere Liebe — die aber immer noch weh tut.

Der Filmsohn hat es schon ganz richtig erkannt, wenn er sagt, dass die Liebe scheiße sei. Das ist sie nämlich auch — und sein Vater, eben von seiner Frau betrogen und sitzengelassen, spürt das auch. Da hilft der Frauenheld Jacob schon ein wenig. Er macht aus Cal wieder einen Mann, ein Wesen, das sich nimmt, was es will und Nein sagt, wenn es etwas nicht will. So landet der verletzte Cal zunächst bei Kate (Marisa Tomei), später noch bei anderen Frauen. Aber das ist bedeutungsloser Sex, keine Liebe.

Cal liebt seine Emily. Sie war seine erste Liebe. Beide kennen sich seit der Highschool. Erst sein Sohn bringt Cal wieder auf den richtigen Pfad. Cal muss um seine Liebe kämpfen.

Als nette Nebenhandlung haben wir den charmanten Jacob. Er bekommt jede Frau ins Bett und nimmt Cal unter seine Fittiche, da ihn der Ehemann an jemanden erinnert. Erst später erkennt Jacob, dass all sein Gehabe, seine Maschen, sein Konsum nur ein Ausdruck seiner Einsamkeit sind und dass er im Grunde schweine-unglücklich ist. In Hannah findet er seine Liebe, wie sie Cal in Emily gefunden hat.

Crazy, Stupid, Love. ist intelligent aufgebaut, hat diverse Verwicklungen und Drehungen, Nebenhandlungen und liebenswerte Kleinigkeiten überall am Rande. Cal träumt davon, wie der Ehebrecher David bei seiner Emily im Garten ist und den Rasen mäht. Da wacht er schweißgebadet auf — und macht sich auf den Weg, des nachts die Rosen in seinem ehemaligen Garten zu schneiden.

Der Film hat ein gutes Tempo, weiß dieses im richtigen Moment runterzunehmen und kann stets wieder gut durchstarten. Steve Carell, den man sonst eher aus albernen Rollen kennt, spielt hier ruhig, melancholisch und nicht so durchgeknallt wie z.B. in Anchorman oder Dinner für Spinner. Ryan Gosling hatte zwar schon einige Filme im Kasten, aber ich denke mal, mit Crazy, Stupid, Love. ist es ihm gelungen, sein Image als Frauenschwarm zu zementieren. Heutzutage braucht man nur seinen Namen zu erwähnen und die Frauen seufzen alle. Ätzend. Schön hier das Zitat von Hannah, als sie ihn auffordert sein Hemd auszuziehen:

Fuck. Ist das dein Ernst? Du siehst aus wie gephotoshopt.

Ging es übrigens nur mir so? Ryan Gosling erinnerte in dem Film sehr of an einen jungen George Clooney. Die Augen- und Kopfbewegungen, der leicht erschrockene Blick. Wobei — den hat Clooney auch nur von Cary Grant abgeschaut ...

Crazy, Stupid, Love. handelt also von der Liebe, vom Kampf um die Liebe, vom Schmerz der Liebe. Er handelt von Einsamkeit, von Sehnsucht, vom Älterwerden. Er ist so komisch, dass ich teilweise Tränen gelacht habe und hat doch einen ernsten Unterton. Absolut sehenswert.