Filmplakat Der Tote lebt

7/10

"You know you’re a character that can always have an accident." — Der Tote lebt, 1941

Der Tote lebt

Besprechung

Nach außen gibt sich Johnny Eager (Robert Taylor) als braver Bürger. Früher war er mal ein Krimineller mit einer langen Liste von Anklagepunkten. Er hat fünf Jahre im Knast gesessen und verdient sich nun sein Geld als Taxifahrer. Er wohnt bei der Frau seines verstorbenen Cousins. Johnnys Bewährungshelfer Mr. Verne (Henry O’Neill) ist absolut zufrieden damit, was für ein Musterbürger Johnny geworden ist.

Das ist jedoch alles nur Fassade. Johnny ist genau da, wo er vor seinem Gefängnisbesuch aufgehört hat. Als der Kopf hinter einer Hunderennbahn will er das große Geld machen. Wenn er ins Gebäude geht, ist er nur ein Taxifahrer, doch im Gebäude zieht er den feinden Zwirn an und hat seine Schergen um sich herum versammelt.

Bei einem seiner Treffen mit Mr. Verne trifft er auf Lisbeth Bard (Lana Turner). Die Studentin der Soziologie ist sofort angetan von diesem smarten, gefährlichen Mann. Die beiden begegnen sich eines Abends wieder, als Johnny einen seiner Leute aufmischt. Die Tarnung ist aufgeflogen, doch Lisbeth fühlt sich immer mehr zu Johnny hingezogen. Schnell kommt heraus, dass Lisbeth die Stieftochter von Staatsanwalt John Benson Farrell (Edward Arnold) ist, der damals Johnny ins Kittchen gebracht hat. Weil Lisbeth dem Gangster zu nahe kommt, fädelt es Johnny so ein, dass Lisbeth einen Angreifer auf Johnny vermeintlich erschießt. So kann er auch Farrell erpressen. Der Plan hat jedoch einen Fehler …

Meinung von

Na, wenn das mal nicht ein Paradebeispiel für einen Film noir ist. Wir haben Verbrechen und eine den Untergang bringende Femme fatale. Robert Taylor, ein Musterknabe der 1940er und '50er, mit seinem stilgebenden Schnurrbart, spielt einen doppelgesichtigen Mann. Im Laufe des Films erfahren wir, dass er nicht einfach nur immer noch ein Gangster ist. Er hat es dorthin geschafft, wo er ist, weil er gut taktieren kann. Dafür muss man Leute hintergehen können.

Johnny hat zwar diverse Leute, die für ihn arbeiten, aber nur einen echten Freund. Jeff Hartnett (Van Heflin) ist ein Trinker und lungert immer bei Johnny auf der Rennbahn herum. Neben der Tatsache, dass er gefühlt die Hälfte des Alkohols von Johnny wegschlabbert, gibt Jeff gute Ratschläge und bissige Kommentare von sich. Er weiß aber auch, dass er der Kumpel von Johnny ist, weil der einen einzigen Freund braucht. Eine echte Bindung besteht zwischen den Männern nicht. Johnny ist auch gar nicht dazu fähig.

Bis ihm Lisbeth über den Weg läuft, hatte Johnny viele Liebschaften, aber nie hat er eine Frau geliebt. Lana Turner kommt in Der Tote lebt eigentlich kaum vor und doch beeinflusst ihre Figur unseren Antihelden massiv. So ist das mit der Liebe. Die schleicht sich langsam, ganz langsam ins Herz und macht schlimme Dinge mit uns.

Johnny sieht eine Chance darin, Lisbeth von sich fernzuhalten und gleichzeitig ihren Stiefvater in Schach zu halten. Er geht sogar noch weiter. Weil Lisbeth jemanden umgebracht hat, wie sie glaubt, kann Johnny von Staatsanwalt Farrell auch endlich die dringend benötigte Erlaubnis zum Betreiben der Rennbahn erpressen. Bis Johnny erfährt, dass der vermeintliche Mord Lisbeth vollkommen fertig gemacht hat. Selbst als er ihr erklärt, was wirklich vorgefallen ist, geht sie davon aus, dass er das nur gesagt hat um sie aufzumuntern. Allmählich driftet Lisbeth in den Wahnsinn. Auch wenn Johnny ein harter Bursche ist, die Frau soll sein Untergang sein. Ganz klassisches Film noir-Motiv.

Die Figur des Jeff ist im Grunde schon seltsam. Jeff ist ständig betrunken, hat dabei aber stets eine scharfe Zunge. Van Heflin erhielt für seine wirklich gelungene Darstellung sogar den Oscar als bester Nebendarsteller. Eine wahrlich verdiente Würdigung seines Schauspiels. Die Geschichte von James Edward Grant ist rund, die Figuren gut gespielt. Man muss natürlich bedenken wann der Film entstanden ist. Damals hat man noch sehr theatralisch gespielt. Lana Turner dreht das für meinen Geschmack ein wenig zu sehr auf. Da hätte Regisseur Mervyn LeRoy gerne die blonde Schönheit ein gutes Stück runter dirigieren dürfen.

Der Tote lebt ist beste Film noir-Unterhaltung. Beim Schauen fühlt man sich wohl und behaglich. Also mir geht das immer so bei Filmen aus der Ära.