Filmplakat Rock the Kasbah

4/10

"Ich bin des Krieges müde, aber kann mir den Frieden nicht leisten." — Rock the Kasbah, 2015

Rock the Kasbah

Besprechung

Es gab mal eine Zeit, da war der Musik-Manager Richie Lanz (Bill Murray) – nach eigenen Angaben, der Entdecker von Madonna – erfolgreich. Doch diese Zeiten sind dahin. Eines Tages schleppt er seine Angestellte Ronnie (Zooey Deschanel), die bisher nur Cover-Songs gesungen hat, nach Afghanistan, wo sie vor den US-Truppen auftreten soll. Dafür, dass Richie immer den richtigen Riecher haben soll, ist das her eine ganz blöde Idee. In Kabul angekommen, stellen die beiden Amerikaner schnell fest, dass hier alles instabil ist. Bomben explodieren, Einheimische werden zerfetzt, Ausgangssperren verhängt.

Ronnie haut schon in der ersten Nacht mit Richies Geld und Pass ab. In seiner Verzweiflung nimmt er einen „harmlosen Auftrag“ an. Er soll für die beiden Waffenhändler Jake (Scott Caan) und Nick (Danny McBride) eine Ladung Waffen in ein abgelegnes Paschtun-Dorf bringen. Hier, am Ende der Welt, entdeckt Richie ein Paschtun-Mädchen mit einer wunderbaren Stimme. Sein alter Instinkt meldet sich zurück. Er will Salima (Leem Lubany) groß rausbringen – was geradezu unmöglich ist. Eine Frau darf nicht singen. Schon gar nicht öffentlich. Und erst recht nicht englisch.

Zusammen mit der Edel-Hure Merci (Kate Hudson), die Richies Partnerin wird, „entführt“ er Salima und will sie bei der populären Casting-Show „Afghan Star“ unterbringen.

Meinung von

Traue niemals einem Trailer. Der war lustig, der Film ist es eher nicht. Bill Murrays guten Tage sind anscheinend vorbei. Schade. Rock the Kasbah, benannt nach dem gleichnamigen Lied von der britischen Punkrock-Band The Clash, braucht irrsinnig lange, bis man eine Art Handlung erkennt. Bis dahin tröpfelt er nur so dahin. Von Zeit zu Zeit versuchen Regisseur Barry Levinson und Bill Murray einen Witz zu reißen, doch das geht meistens schief und verpufft nur.

In dem Lied von The Clash geht es im Grunde um das Verbot von westlicher Musik im Iran nach der Revolution 1979 auf der einen Seite. Außerdem ist der Film lose angelehnt an die Geschichte von Setara Hussainzada, einer jungen Frau, die tatsächlich als erste weibliche Teilnehmerin an Afghan Star teilgenommen und dort nicht nur gesungen, sondern auch getanzt hat. Ihr ist der Film gewidmet.

Erst gen Ende, wenn Richie wieder zur alten Hochform auffährt und selber Biss entwickelt, die junge Frau berühmt zu machen, wird der Film besser. Er ist ein Schlitzohr. Er redet alle in Grund und Boden. Nicht nur den Show-Moderator Daoud (Beejan Land), der mit seiner Bereitschaft Salima auftreten zu lassen, sein Leben riskiert, sondern auch den Söldner Bombay Brian (Bruce Willis), den Richie zu einer gefährlichen Tat überreden kann, weil Bombay doch ein Buch schreiben will und Richie ihm dabei helfen kann.

Der witzigste Part geht in Rock the Kasbah gar nicht an Altmeister Bill Murray, sondern an den afghanischen Taxifahrer Riza (Arian Moayed), der westliche Musik toll findet und sich Richie zum Freund aussucht. Riza wird der Übersetzer für den gescheiterten Musik-Manager und macht das auf eine herrlich trockene Art. Wenn Salimas Vater Tariq (Fahim Fazil) seinen Wutanfall bekommt, weil Richie seine Tochter des Singens "beschuldigt", übersetzt Riza das sehr schön: Wie kannst du es wagen? Meine Tochter. Beleidigung. Schande. Ehrverlust. Endloser Tod. Und so weiter, und so weiter …

Was Rock the Kasbah dennoch in all seiner Langweiligkeit vermitteln kann, das ist die Ungerechtigkeit, Frauen einen freien Umgang zu verbieten, ihnen das Singen und Tanzen zu verweigern. Machen sie es doch, sind sie schamlose Huren. WTF? Das ist so was von verkehrt. Auf der einen Seite haben wir die alten Männer, denn von denen gehen diese Gesetze aus, für die eine singende Frau eine einzige Ohrfeige ist und die darüber erbost sind. Auf der anderen Seite haben wir die Bigotten, wie den War-Lord, der Salima wegen ihrer schamlosen Art umbringen will, selber aber mit der Edel-Hure Merci – und weiteren Frauen – bei sich in seinem Palast rummacht.

So oder so ist Rock the Kasbah kein guter Film. Die Art von Richie würde es niemals hinbekommen, alte Traditionen, wie sie u.a. in Afghanistan vorherrschen, zu durchbrechen. Aber das nur am Rande ...