Filmplakat Carrie – Des Satans jüngste Tochter

6,5/10

"Nach dem Blut kommen die Jungen." — Carrie – Des Satans jüngste Tochter, 1976

Carrie – Des Satans jüngste Tochter

Besprechung

Niemand an der Bates Highschool mag die verschrobene Carrie White (Sissy Spacek). Sie ist eine absolute Außenseiterin, deren Mutter Margaret (Piper Laurie) eine extrem strenge Christin ist, die ihre Tochter ständig unterjocht. Als Carrie — recht spät — das erste Mal ihre Tage bekommt, ist die junge Frau panisch. Ihre Mutter hate ihr nie etwas von solchen Dingen erzählt. Die anderen Mädchen machen sich über Carrie lustig, allen voran Chris Hargensen (Nancy Allen) und auch Sue Snell (Amy Irving). Es gibt nur die Sportlehrerin Miss Collins (Betty Buckley), die sich der verängstigten und verwirrten Carrie annimmt. Die Lehrerin versucht der jungen Frau wenigstens einen Hauch von Selbstwertgefühl beizubringen, was schwer ist, hat ihre Muter doch alles in Carrie unterdrückt und zunichte gemachte.

Miss Collins bestraft die Mädchen-Clique, sie müssen eine Woche lang jeden Tag bei ihr Sportunterricht machen. Chris weigert sich und wird vom bevorstehenden Abschlussball ausgeschlossen. Ein soziales Desaster! Sue bekommt sowas wie ein schlechtes Gewissen, weil sie bei der Hetzte auf Carle mitgemacht hat und fragt ihr Prom-Date Tommy Ross (William Matt), ob er mit Carrie zum Ball gehen könne. Tommy stimmt zunächst widerwillig ein.

Carrie kann ihr Glück nicht glauben. Nun kann sie sich auf den Ball konzentrieren, muss sich aber noch gegen ihre strenge Mutter wehren, die Carrie — und alle Frauen — als Sünderin ansieht. Mit der Periode kamen bei Carrie auch telekinetische Kräfte auf. Als das Carries Mutter erfährt, ist sie noch mehr davon überzeugt, dass ihre Tochter das Kind Satans ist.

Derweil plant die hinterlistige Chris einen Anschlag auf Carrie vor …

Meinung von

Das ist Horror aus dem Jahre 1976. Der Film basiert auf Stephen Kings erstem Roman „Carrie“ aus dem Jahre 1974. Die Bezeichnung Horror ist aus heutiger Sicht etwas zu hochgegriffen. Obwohl der Film vor allem durch die durchgeknallte Figur der Margaret White schon einen Hauch Horror bekommt. Im Grunde geht es um das Erwachsenwerden und um Dinge wie Außenseiter sein und nicht in eine Gruppe passen. Wie findet sich ein junger Mensch in so einer neuen Welt zurecht. Die Eltern sollten einem hier Hilfestellung geben, doch Margaret lebt in ihrer strenggläubigen Welt. Die Berührung ihres Mannes, der sexuelle Akt mit ihm war für sie Horror. Als der Ehemann dann abgehauen ist, war für Margaret klar, das war der Teufel und die Sat, die er in ihren Schoß gelegt hat, die hätte sie gleich Got anvertrauen sollen. Margaret hat keine Liebe für ihre Tochter. Entsprechend sozial verkrüppelt ist sie auch.

Woher die telekinetischen Kräfte kommen — keine Ahnung. Allerdings könnte sie auch eigentlich viel mehr damit machen, doch im Grunde gibt es nur die Szene in der Turnhalle bei der Prom-Night, als sie (im wahrsten Sinne des Wortes) Rot sieht. Hier benutzt sie ihre Kräfte auf unheimliche und vernichtende Weise. Später noch in der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Dennoch bleiben ihre „unheimlichen Kräfte“ eher bescheiden. Es geht viel mehr um die heranreifende und verwirrte Carrie.

Sissy Spacek, die ursprünglich nicht für die Rolle der Carrie vorgesehen war — Regisseur Brian De Palma hatte eine andere junge Frau für den Part im Auge —, erfüllt ihre Aufgabe prächtig. Spacek war zu den Dreharbeiten bereits 27 Jahre alt, doch das Alter sah man ihr nicht an. Sie ist eine blasse, dünne Frau mit riesigen Augen. Ihre Figur kommt wie ein geschlagener Hund daher, völlig verschüchtert und nach Liebe gierend. Als sich endlich jemand mit ihr beschäftigt, sie zu einem sozialen Ereignis einlädt, sie sogar zur Prom-Queen gewählt wird — da ist ihr Glück perfekt. Sie blüht auf. Bis man ihr einen bösen Streich spielt. Wenn Spacek in ihrem blutgetränkten Kleid durch die Turnhalle und über die Straße geht, dann hat sie ihre blassen Augen weit aufgerissen und blinzelt nicht. Das ist gruselig!

De Palma wählte über den Film verteilt sehr lange Einstellungen und Kamerafahrten. Als der Horror in der Turnhalle losbricht, benutz er zudem einen Splittscreen, um mehr von der „Action“ gleichzeitig zu zeigen. Interessant.

Während der Dreharbeiten soll wohl niemand so recht gewusst haben, wie der Film enden solle. Um so verwirrender ist das Ende. Das Haus der Whites wird von Steinen aus dem Himmel getroffen - so sollte es sein, doch schaut man den Film an, geht der Gedanke irgendwie unter — und schließlich geht es in Flammen auf und wird vom Erdreich verschluckt. Sue, die einzige Überlebende der Prom-Night, geht in einem Traum auf das Grundstück. Man sieht dort, wo das Haus stand einen Haufen Steine. Hätte ich nicht die Dokumentation gesehen, hätte ich nicht gewusst, wieso auf einmal dort lauter Steine liegen.

Übrigens: Netter kleiner Effekt mit der Hand. Habe mich tierisch erschrocken ...

In einer kleinen Nebenrolle sieht man John Travolta, dessen Karriere erst ein Jahr später mit Saturday Night Fever richtig starten sollte.