Filmplakat Falling Down – Ein ganz normaler Tag

8/10

"Ich will nichts anderes als meine Rechte wahren. Als Konsument." — Falling Down – Ein ganz normaler Tag, 1993

Falling Down – Ein ganz normaler Tag

Besprechung

Es ist ein heißer Tag in L.A., Stau auf dem Highway, nichts geht mehr. William Foster (Michael Douglas) reicht’s. Er steigt aus dem Wagen aus und geht einfach fort. Er will „nach Hause“. Auf seinem Weg dahin steigt seine Wut immer mehr. Erst zerlegt er einen Kiosk, dann legt er sich mit einer Bande Krimineller an. Seine Bewaffnung wird von Mal zu Mal gefährlicher. Was sind die Menschen auch alle so unverschämt, was stellen sie sich ihm in den Weg? Selber Schuld! Foster will nur nach Hause.

Während Foster auf dem Weg zu seiner Ex-Frau Beth (Barbara Hershey) ist, um dem Geburtstag seiner Tochter Adele (Joey Hope Singer) beizuwohnen, hinterlässt er eine Spur von Gewalt und Zerstörung. Nur Detective Prendergast (Robert Duvall), der seinen letzten Tag als Polizist hat, bevor er in Frührente geht, fällt auf, dass zwischen den einzelnen Meldungen von Gewalt ein Zusammenhang besteht. Er folgt zusammen mit seiner früheren Partnerin Sandra (Rachel Ticotin) der Schneise der Brutalität, die Foster durch L.A. zieht.

Dabei lernen sie einiges über Foster, den Durchschnittsmensch.

Meinung von

Regisseur Joel Schumacher hat das erste Batman-Franchise getötet. Ganz klar. Aber bevor er das hat verbocken können, machte er mit Falling Down einen spannenden Thriller mit einem grandiosen Michael Douglas in der Hauptrolle.

Wir sehen Douglas, wie er sich immer mehr in eine Spirale von Gewalt hineinsteigert. Dabei war das alles gar nicht so geplant. Er wollte nur zu seiner kleinen Tochter, um deren Geburtstag zu feiern. Aber schon kurz nach dem Verlassen seines Autos stößt er auf die erste Ungerechtigkeit. Der Kiosk-Besitzer will ihm nicht den Dollar wechseln, damit er telefonieren kann. Als Foster dafür etwas kaufen muss und die Dose Cola 85 Cents kostet, rastet er aus. Die erste Ungerechtigkeit, die Foster begegnet und die er auf seine Weise beseitigt.

Nachdem er von zwei Bandenmitgliedern angemacht wurde, mussten die auch seinen Zorn spüren. Was sind die Menschen auch so unhöflich, unverfroren, unzivilisiert, ungerecht und dumm? Foster will nur in Ruhe leben, in Ruhe seinen Weg gehen. Doch immer, immer stellt sich ihm jemand in den Weg, wirft ihm Steine vor die Füße. Damit ist Schluss, es reicht! Mit Waffen bestückt hat er endlich die Macht, all das Unrecht zu bekämpfen. Er bekommt um 11.33h kein Frühstück im Fastfood-Laden mehr, weil man das nur bis 11.30h bekommt? Nein! Nicht mit Foster.

Zunächst bezahlt er alles, will gar nichts Böses, doch spätestens nach seinem Aufeinandertreffen mit einem faschistoiden Militärklamottenladen-Besitzer hat er den Punkt auf seinem Weg erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt. Endlich ist es in seinem Kopf angekommen. Er weiß, dass er von nun an selber Unrecht begeht. Dabei hat er es doch nur gut gemeint.

Schumacher und Douglas zeigen, wie langsam die Gewalt in Foster zunimmt. Er wird von Station zu Station gefährlicher. Und doch kann man nicht drumherum, mit Foster mitzufühlen. Die Figur ist so angelegt, dass auch der netteste und harmoniesüchtigste Mensch sich dabei ertappen muss, wie er Foster hier und da zustimmt. Das macht den Film so gut. Auch wenn man weiß, dass das, was Foster macht Unrecht ist — im Endeffekt ist er der kleine Mann, der sich auflehnt. Und wollten wir das nicht alle einmal machen?

Ja, die Cola ist zu teuer. Ja, wieso kann man kein Frühstück mehr bekommen, wenn man drei Minuten zu spät ist? Ja, wieso wird man als wirtschaftlich nicht tragbar eingestuft? Da ist dann auch der reiche Arzt mit seinem schicken Haus ein Dorn im Auge, ebenso der alte Sack, der sich eine Mitgliedschaft im Golf-Club leisten kann. Golf-Club! Was für ein Scheiß! Reiche Schnösel in albernen Klamotten, die mitten in der Stadt ein riesiges Areal Grün beschlagnahmen. Hier sollten Kinder spielen, Familien sich erholen können. Überall schreit Foster Ungerechtigkeit entgegen — und der Zuschauer ertappt sich dabei, wie er leise zustimmend nickt. Wir haben alle diese rachsüchtige, gefährliche Ader in uns. Bei Foster bricht sie aus und der alte Detective muss ihn aufhalten. Man wird angezogen und zugleich abgestoßen von Fosters Verhalten.

Neben Foster und seinen Handlungen bleibt noch genug Zeit, auch Prendergast zu erforschen. Er ist nicht nur ein alter Cop, der kurz vor der Pensionierung steht. Der Zuschauer lernt, dass er seine Tochter verloren hat, dass er seiner Frau zuliebe den Job quittiert, weil sie immerzu Angst um ihn hat. Angst, die der Cop zu seiner eigenen macht, was ihn wiederum im Präsidium nicht gut dastehen lässt. Eine vielschichtige Figur also, ebenso wie Foster.